Wissenschaft trifft umweltpolitische Top-Themen:
45. Förderpreis Wissenschaft wird in München verliehen – Arbeiten liefern wichtige Erkenntnisse zum Insektenschutz und zur Verteilungsgerechtigkeit in der Klimadebatte
Der Landschaftsökologe Dr. Franz Löffler und der Volkswirt Yannic Rehm erhalten morgen die diesjährigen Förderpreise Wissenschaft der Gregor Louisoder Umweltstiftung. „Gerade der Natur- und Umweltschutz braucht in Zukunft mehr denn je qualifizierte und engagierte Wissenschaftler, die sich für eine nachhaltige und ökologische Entwicklung unserer Gesellschaft einsetzen“, so Claus Obermeier, Vorstand der Stiftung im Vorfeld der Preisverleihung. Diese Hoffnungen hätten die diesjährigen Preisträger in herausragender Weise erfüllt. Mit ihren Studien zu den Auswirkungen von Landnutzung- und Klimawandel auf die biologische Vielfalt sowie der Möglichkeit, vermögens- und wohlstandbezogene Treibhausgasemission zu erfassen und individuell zu besteuern wurden zwei aktuelle Brennpunktthemen auf hohem wissenschaftlichen Niveau behandelt – „methodisch innovativ und theoretisch anspruchsvoll und zugleich praxisrelevant und von erkennbar großem persönlichem Engagement der beiden jungen Wissenschaftler getragen“, so die Jury in ihrer Begründung.
Dr. Franz Löffler: „Global warming meets habitat fragmentation – Challenges for biodiversity conservation in semi-natural grasslands“
Die Fragmentierung von naturnahen Graslandschaften und die Verschlechterung der verbleibenden Habitatflächen zählt zu den größten Bedrohungen für die biologische Vielfalt in unseren Kulturlandschaften. Die Hauptgründe für diese Verschlechterung der Lebensräume für Pflanzen und Tiere ist die Ausweitung intensiv genutzter Äcker durch Grünlandumbruch, also die Umwandlung von Wiesen und Weiden in Äcker. Diese Problematik greift Dr. Franz Löffler auf, der den Förderpreis für seine 2021 an der Universität Osnabrück mit „summa cum laude“ bewertete landschaftsökologischen Dissertation erhielt: „Global warming meets habitat fragmentation – Challenges for biodiversity conservation in semi-natural grasslands“. Die Arbeit untersucht zunächst den Einfluss von Habitatfragmentierung und abnehmender Habitatqualität auf die Lebensgemeinschaften des Magergraslands. In einem zweiten Fragenkomplex geht sie den Wechselwirkungen zwischen Landnutzungswandel und Klimawandel und deren Auswirkungen auf Tagfalter und Heuschrecken nach. Die Ergebnisse unterstreichen, dass die Qualität der Lebensräume einen entscheidenden Einfluss darauf hat, wie sich die Artenzusammensetzung aufgrund der globalen Erwärmung verändert. Zentral ist dabei neben der Größe und Heterogenität der Habitatflächen die Vernetzung von Lebensräumen. Sie ist ein Schlüsselfaktor für das Überleben der Arten in fragmentierten Landschaften. Die Untersuchungsergebnisse zeigen aber auch, dass die Beibehaltung traditioneller Landnutzungspraktiken von entscheidender Bedeutung ist, damit die Arten mit den Auswirkungen der globalen Erwärmung zurechtkommen. Die Ergebnisse der Dissertation sind, so die Jury in ihrer Begründung, für die weitere naturschutzfachliche sowie politische Diskussion, etwa zur Umsetzung der EU-Habitat-Richtlinie, von hoher Relevanz.
Yannic Rehm: „Measuring and taxing the carbon content of wealth“
Einen weiteren Förderpreis erhielt Yannic Rehm für seine 2021 an der Paris School of Economics fertiggestellte Masterarbeit „Measuring and taxing the carbon content of wealth“. Die Studie wurde nicht nur betreut von Thomas Piketty, sondern steht auch ganz in der Tradition des weltweit bekannten, französischen Ökonomen und seiner „Ökonomie der Ungleichheit“. In der Masterarbeit geht es um die Frage, ob besonders wohlhabende Menschen auch für eine besonders hohe CO2-Emission verantwortlich sind und wie man hier über eine entsprechende vermögensbezogene Emissionssteuer regulierend eingreifen könnte. Die Zielgruppe, die der Autor vergleichend in den Ländern Deutschland und Frankreich untersucht, sind wohlhabende Personen, die die Produktionsprozesse, die für den Ausstoß von Emissionen verantwortlich sind, entweder besitzen, kontrollieren oder anderweitig maßgeblich beeinflussen und dabei wirtschaftlich von ihnen profitieren. Diesen Anteil vermögensbezogener Emissionen zu quantifizieren und methodisch sauber abzugrenzen vor allem von den Emissionen, die die Konsument:innen durch ihre Konsumentscheidungen verursachen, ist die Hauptleistung der Arbeit. Diskutiert wird zudem die Einführung einer Steuer auf vermögensbezogene Emissionen. Da die vermögensbezogenen Emissionen, wie die Arbeit nachweisen konnte, noch ungleicher verteilt sind als das Vermögen selbst, würde eine solche Steuer einer progressiven Vermögenssteuer ähneln. Die Jury würdigte in ihrer Begründung, dass die Studie der anstehenden Debatte um mehr Klimagerechtigkeit und der dafür notwendigen Besteuerung klimarelevanter Emissionen neue Impulse und die nötige wissenschaftliche Fundierung geben könnte.
Zu den Förderpreisen Wissenschaft
Die Förderpreise werden seit 2003 in der Regel jährlich für Masterarbeiten und Dissertationen in den Studienschwerpunkten Biologie, Geo- und Umweltwissenschaften, Forst- und Agrarwissenschaften sowie Wirtschaftswissenschaften vergeben. Der Preis ist mit jeweils 2.500€ Preisgeld und einer Anschlussförderung zur Weiterführung der wissenschaftlichen Arbeit verbunden. Mit den in diesem Jahr an den 45. Preisträger vergebenen „Förderpreisen Wissenschaft“ will die Gregor Louisoder Umweltstiftung Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ermutigen, ebenso praxisnah wie wissenschaftlich fundiert Brennpunktthemen des Umwelt- und Naturschutzes zu bearbeiten.
Die Jury besteht aus Vorstand, Stiftungsrat und wissenschaftlichen Mitarbeitern der Stiftung sowie einem externen Gutachter (Dr. Manuel Schneider, Projektbüro !make sense!). Die Kurzfassungen der prämierten Arbeiten als PDF finden Sie unter www.umweltstiftung.com>Archiv> Förderpreise Wissenschaft.
Ansprechpartner für Rückfragen:
Claus Obermeier, Vorstand Gregor Louisoder Umweltstiftung
E-Mail: claus.obermeier@umweltstiftung.com
Telefon: 089-54 21 21 42
Ansprechpartner Bildmaterial:
Andreas Abstreiter, andreas.abstreiter@umweltstiftung.com
Telefon: 089-54 21 21 42
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