Förderpreis Artenvielfalt Bayern 2023: Ein Pionier des Biolandbaus und ein Streuobstbetrieb teilen sich den Förderpreis

Der im Zuge des Volksbegehrens Artenvielfalt „Rettet die Bienen“ entstandene Förderpreis Artenvielfalt Bayern wird heute vergeben und zeichnet die Familie Lochbrunner sowie den Streuobstbetrieb Stöckl aus

Die Landwirtfamilien Lochbrunner und Stöckl erhalten heute Abend den im Zuge des Volksbegehrens Artenvielfalt entstandenen Förderpreis für ihre langjährigen und beeindruckenden Leistungen für den Erhalt der Artenvielfalt in der bayerischen Kulturlandschaft auf ihren landwirtschaftlichen Betrieben. Sie setzen als Pioniere schon lange vor dem Volksbegehren Artenvielfalt mit enormem Engagement seine Ziele um. Der Förderpreis ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert und nach dem 2019 verstorbenen Stiftungsgründer Bernd Louisoder benannt.

Familie Lochbrunner, Besthans-Biohof (87757 Derndorf, Unterallgäu)
Familie Lochbrunner senior (Maria und Hans) und junior (Alice und Albert) bewirtschaften den familieneigenen Hof im ureigensten Sinne nach dem Leitbild einer ökologischen Landwirtschaft (Bioland), produzieren so hochwertige Lebensmittel und sichern die Artenvielfalt in der Kulturlandschaft. Es handelt sich dabei nicht um Landschaftspflege ohne Marktproduktion, sondern um die besonders anspruchsvolle Integration von Naturschutz in einen Ackerbaubetrieb. Durch die schonende pfluglose Bodenbearbeitung konnte im Rahmen eines wissenschaftlichen Projektes ein erstaunlicher Humusgewinn festgestellt werden.
Daneben wird umfangreiche extensive Weiderindhaltung in Wiesenbrüter-Gebietskulissen betrieben. Diverse Sortimente mit Hanf- und Getreideprodukten sind im eigenen Hofladen erhältlich.
Besonders beeindruckend sind dabei die Selbstbegrünung als Folgenutzung des Getreideanbaus und die insgesamt schonende pfluglose Bodenbearbeitung, was neben der Bodenschonung über die ganze Fruchtfolge zu einer beeindruckenden Artenvielfalt bei Ackerwildkräutern und Insekten führt. „Das Ackerland wird seit über 10 Jahre pfluglos und im Mischfruchtanbau bewirtschaftet und die Äcker vorzugsweise mit alten Getreidesorten und Hanf bebaut. Denn wir möchten weg von der Monokultur und hin zur insektenfreundlichen Vielfalt“, so die Preisträger. Sie sind also längst weg von der Monokultur und wollen, dass die Natur zu ihrem Recht kommt, auch wenn die Getreideerträge dadurch viel geringer sind. Das hat auch die Jury überzeugt.

Der Besthans-Hof wurde von Sebastian und seinem Sohn Hans gegründet, der ihn auch viele Jahre zusammen mit seiner Frau Maria führte. Heute wird er von Alice und Albert betrieben und es leben auf dem Besthans-Hof drei Generationen unter einem Dach.

Es ist der Jury bei der Hofbesichtigung und den intensiven Gesprächen aufgefallen, dass die Entscheidung, aus der „ordnungsgemäßen“ konventionellen Landwirtschaft auszusteigen und den Hof auf Bio umzustellen, nicht eine Monopol-Entscheidung des „Betriebsleiters“ ist, sie betrifft das Leben, das Denken, die Lebensphilosophie, den Arbeitsbetrieb,
die Stellung im Dorf, die mitmenschlichen Beziehungen. Von besonderer Bedeutung ist da neben Hans auch seine Frau Maria, die vor (Hofladen) und hinter den Kulissen unermüdlich für die ökologische Landwirtschaft im Einsatz ist.
Homepage Hof: https://hanftaube.de

Streuobstbetrieb Stöckl (93353 Rohr)
Georg und Marianne Stöckl und seit 2020 auch Sohn Lorenz reden nicht vom Schutz der Streuobstwiesen, sie sind Pioniere im Streuobstschutz. Anlage und Pflege von Streuobstwiesen, Produktion hochwertiger Streuobst-Lebensmittel, Vermarktung und Umweltbildung  - lange vor dem erfolgreichen Volksbegehren Artenvielfalt, dem darauf folgenden Streuobstpakt und der jetzt stark anziehenden staatlichen Förderung sind die Stöckls hier als Pioniere unterwegs. Seit der Neuanlage einer ersten Streuobstwiese 1996 auf einem Acker bauen sie nicht nur die Zahl der bewirtschafteten Streuobstbäume kontinuierlich aus (derzeit 1.500 Bäume), sondern haben auch eine Eigenproduktion und Vermarktung von Bio-zertifizierten Säften aufgebaut. Ein umfangreiches Umweltbildungsangebot – von Streuobstpfad bis zu Führungen und Schulklassenprogrammen - bringt die enorme Bedeutung dieses bedrohten Lebensraumes und seiner Produkte vielen Menschen nahe, kommuniziert aber auch den enormen Pflege- und Ernteaufwand – Streuobstwiesen, ihre Produkte und die unglaubliche Artenvielfalt sind nicht zum Nulltarif zu haben, sondern bleiben nur durch zeitaufwändige Pflege der Bäume und mühsame Ernte erhalten. Im Gegensatz zu anderen gesetzlich geschützten Biotoptypen reicht hier „Natur Natur sein lassen“ nicht aus, ohne Bewirtschaftung und Neupflanzungen brechen die Bestände schnell zusammen.
Die Leidenschaft für dieses Projekt ist der wahre Dünger, der es am Laufen hält. Nicht der Stundenlohn belebt es, sondern die Einsicht in die Bedeutung für den Naturhaushalt.
Ein besonderes Lob der Jury gilt der jungen Generation, die ja heutzutage viel schwieriger für nicht hoch entlohnte Projekte zu gewinnen ist.
Homepage: www.streuobsthof-stoeckl.de

Jury 2022: Dieter Wieland, Agnes Becker, Stephan Kreppold, Claus Obermeier, Dr. Norbert Schäffer.

Hintergrundinfos Förderpreis Artenvielfalt – Bernd Louisoder Förderpreis
Aus der Ausschreibung: „Mit dem erfolgreichen Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen“ wurden die Rahmenbedingungen für den Artenschutz in der Landwirtschaft neu gesetzt. Gesetzliche Regelungen alleine greifen aber viel zu kurz, da aus Naturschutzsicht besonders wertvolle Lebensräume mit ihrer Artenvielfalt nur durch aktives Engagement erhalten und ausgebaut werden können. Wir wissen, dass täglich jeden Morgen um 6 Uhr unzählige Bäuerinnen und Bauern, Schäferinnen und Schäfer und Streuobstwirtinnen und -wirte aus Engagement und mit Leidenschaft für den Erhalt der Bayerischen Kulturlandschaft arbeiten. Der Förderpreis Artenvielfalt richtet sich daher an landwirtschaftliche Betriebe mit betrieblichen Haupteinkommen aus der Produktion von Lebensmitteln, nicht an reine Landschaftspflegeprojekte. Über die Vergabe entscheidet eine Jury.
Der Förderpreis Artenvielfalt ist dem Stiftungsgründer Bernd Louisoder († 2019) gewidmet.“


Ansprechpartner für Rückfragen:

Claus Obermeier, Vorstand Gregor Louisoder Umweltstiftung
E-Mail: claus.obermeier@umweltstiftung.com
Telefon: 089-54 21 21 42

Ansprechpartnerin Bildmaterial:
Franziska Baur, franziska.baur@umweltstiftung.com
Telefon: 089-54 21 21 42

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