Luchstötungen und Naturschutzkriminalität in Bayern:

Umweltministerin Scharf setzt ein Zeichen, dass die Politik das Thema nicht mehr verdrängt


Umfangreiche strukturelle und organisatorische Maßnahmen in Umwelt- und Innenministerium müssen nach dem klaren Statement der Ministerin folgen

Claus Obermeier, Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung (Projekt Bayern wild)zur heutigen Initiative der bayerischen Umweltministerin (Presseinfo Bayerisches Umweltministerium 28.5.2015): „Ulrike Scharf setzt mit ihrer heutigen Initiative ein Zeichen, dass die bayerische Politik nicht mehr länger den Kopf in den Sand steckt. Die neue Linie kann auch erstmals eine Basis für eine professionelle und produktive Zusammenarbeit zwischen Naturschutzorganisationen und Behörden bei diesem schwierigen Thema schaffen. Folgen müssen jetzt umfangreiche organisatorische und strukturelle Maßnahmen im Bereich von Umwelt- und Innenministerium“.

Schon wieder krasser Fall von Naturschutzkriminalität – viele Entwicklungsländer sind besser

Wieder sind tote Luchse im Bayerischen Wald gefunden worden, zumindest Teile davon. Um Christi Himmelfahrt entdeckte ein Mitarbeiter des dortigen Luchsprojektes vier abgetrennte Luchspfoten in der Nähe von Fotofallen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Pfoten absichtlich dort platziert wurden. Ob die Tiere aus Bayern stammen muss ein Gentest zeigen. Sicher ist: die Täter befürchten keine ernsthafte Strafverfolgung und Verurteilung.

Der Bayerische Wald wird von Wildtierbiologen als „Bermudadreieck“ bezeichnet. Regelmäßig verschwinden Luchse, die eigentlich ein Revier besetzt haben und danach auch standortstreu sind. Naturgemäß werden diese Reviere wieder von neuen Luchsen besetzt. Viele Luchse verschwinden spurlos, andere werden zufällig tot entdeckt. Im aktuellen Fall darf man von einem gezielten Auslegen ausgehen. Deutlicher kann man die Behörden und Ministerien nicht auf ihren Rückstand hinweisen: seit Jahren fordern Naturschutzverbände eine geeignete Struktur um derartige Fälle von Naturschutzkriminalität aufzuklären. Dafür sind gezielt ausgebildete Beamte notwendig, die die Fundorte als das behandeln was sie sind: Tatorte an denen kriminologisch Spuren gesichert und dokumentiert werden müssen. Zurzeit machen unklare Zuständigkeiten, fehlende Strukturen und mangelhafte Personalausstattung eine Aufklärung derartiger Straftaten sehr unwahrscheinlich.

Während für Afrika und Asien Millionen Euro in sehr erfolgreiche Projekte gegen Wilderei, Naturschutzkriminalität und Jagdverstöße fließen, sind das in Deutschland immer noch Tabuthemen. Fast wöchentlich tauchen Meldungen über erschossene Wölfe und Luchse, vergiftete Greifvögel oder verbotene Fallen auf - es ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.

Umfangreiche Hintergrundinfos: http://www.umweltstiftung.com/projekte/bayern-wild/ehrensache.html

Tagung Naturschutzkriminalität im Bayerischen Wald

Bei dieser geschlossenen Tagung diskutieren Experten über das Problem und die Lösungsmöglichkeiten. Mit Exkursion in das „Bayerische Bermudadreieck“ in dem immer wieder Luchse erschossen oder vergiftet werden. Das öffentliche Abendprogramm beginnt am 19. September um 18:30 Uhr. Es besteht aus folgenden Vorträgen:

  • Bayern Wild – Eine Kampagne für Wolf und Luchs in Bayern
  • Fräulein Brehms Tierleben Lynx lynx
  • Tatort Luchswald – Auf Spurensuche 


Weitere Infos: http://www.umweltstiftung.com/aktuelles/veranstaltungen.html

Forderungen des Bündnis Unser Luchs

Das Bündnis „Unser Luchs“ hat in der Vergangenheit im Zusammenhang mit der Landtagspetition „Ehrensache – Naturschutzkriminalität“ die Situation in Bayern, den Handlungsbedarf und insbesondere die Umfangreichen strukturellen und organisatorischen Defizite bei den bayerischen Behörden dokumentiert. Nach dem Fall der erschossenen Luchsin im Bayerischen Wald gründete sich 2013 das Aktionsbündnis „Unser Luchs“, unterstützt durch BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), Landesbund für Vogelschutz e.V. (LBV), Ökologischer Jagdverein Bayern e.V. (ÖJV), Nationalparkpartner Bayerischer Wald e.V., WWF Deutschland, Verein zum Schutz der Bergwelt, Gregor Louisoder Umweltstiftung.

Die Forderungen sind:

  • Einrichtung einer fachkundigen, regional unabhängigen Ermittlungseinheit 
  • Strikte Strafverfolgung adäquat zum Schutzstatus und den gesetzlichen Vorgaben 
  • Durchgängig strukturierter Informationsfluss zwischen einzelne Organen 
  • Kooperative Zusammenarbeit zwischen den Behörden und Interessenverbänden um Verdachtsfälle rechtzeitig zu erkennen 
  • Dokumentation von Verdachtsfällen und Ermittlungsergebnissen und deren Veröffentlichung 
  • Öffentlichkeitsarbeit und Information zu Gesetzeslage, Naturschutzrelevanz, Gefährdung und Meldeverfahren 


Umfangreiche Dokumentation dazu: http://www.umweltstiftung.com/projekte/bayern-wild/ehrensache.html

Weitere Informationen:

Die ausführliche Stellungnahme und Hintergrundinfos unter www.bayern-wild.de.


Ihr Ansprechpartner für Rückfragen:

Ansprechpartner für Rückfragen: Stefanie Jäger, Projektstelle Bayern wild: stefanie.jaeger@umweltstiftung.com , Tel. 089/54212142

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