Presseinformation 06.04.11

Förderpreise Wissenschaft verliehen –

2 Dissertationen und eine Masterarbeit mit Themen des Naturschutzes in Deutschland, Tansania und Chile wurden ausgezeichnet


München,9.11.10. Am 9. November wurden zum neunten Mal die Förderpreise Wissenschaft der Gregor Louisoder Umweltstiftung für Nachwuchswissenschaftler in umweltrelevanten Studiengängen verliehen. 2500 Euro Preisgeld und eine zusätzliche Förderung erhielten die  Verfasser der ausgezeichneten Arbeiten

  • Dr. Elke Schüttler: Population ecology, impact and social acceptance of American mink (Mustela vison), a recent invasive species on Navarino Island, Cape Horn Biosphere Reserve, Chile  Dissertation am  Lehrstuhl  für  Landschaftsökologie  der  TU München, 2009
  • Dr. Bernd P. Freymann: Functional Roles of Termites in Savanna Ecosystems Dissertation in Zoologie an der Universität Groningen/NL, 2009
  • Simon Grohe: Förderung von Waldumweltmaßnahmen aus dem Fonds zur Förderung der Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) am Beispiel der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe in den Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen    Masterarbeit im Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz der Fachhochschule Eberswalde, 2009

Mit den „Förderpreisen Wissenschaft“ will die Stiftung Nachwuchswissenschaftler ermutigen, gerade auch Themen und Problemfelder zu bearbeiten, die nicht automatisch eine Industriekarriere oder Begeisterung bei potentiellen Arbeitgebern in der Verwaltung versprechen. „Gerade der Natur- und Umweltschutz braucht in Zukunft mehr denn je qualifizierte und engagierte Wissenschaftler, die nicht nur auf eine möglichst schnelle Karriere in der Industrie starren, sondern sich für eine nachhaltige und ökologische Entwicklung engagieren“, so Claus Obermeier, Vorstand der Stiftung bei der Vorstellung der Preisträgers.

Im Einzelnen werden die Förderpreise für Abschlussarbeiten in den Studienschwerpunkten Biologie / Geo- und Umweltwissenschaften, Forst- und Agrarwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften vergeben.  Weitere Informationen enthält die Ausschreibung (www.umweltstiftung.com >Förderpreise). Die Jury bestand aus Dr. Manuel Schneider (Projektbüro make sense), Dipl. Geogr. Claus Obermeier und Dipl. Kaufmann Bernd Louisoder.

Dr. Elke Schüttler

Population ecology, impact and social acceptance of American mink (Mustela vison), a recent invasive species on Navarino Island, Cape Horn Biosphere Reserve, Chile

Dissertation am Lehrstuhl für Landschaftsökologie der TU München, 2009


Auch in den entlegensten Wildnisgebieten dieser Erde finden sich Spuren der Globalisierung. Biologische Invasionen sind eine Folge des weltweiten Handels und Reisens. Selbst auf der weit abgelegenen Insel Navarino im chilenischen Kap Horn-Biosphärenreservat sind die sogenannten invasiven Arten angekommen. Der Marder Mink, ursprünglich aus Nordamerika stammend, wurde in den 1930er Jahren zur Pelzzucht in Chile und Argentinien eingeführt. Von dort wanderte er auf die südlich gelegene Navarino Insel – und überwand dabei schwimmend den fünf Kilometer breiten Beagle-Kanal.

Was aber bedeutet das Hinzukommen einer neuen Tierart für die heimische Fauna? Dieser Frage geht die landschaftsökologische Doktorarbeit nach. Sie untersucht auf der Insel Navarino das Verhalten, Beutespektrum, die populationsökologischen Auswirkungen des Amerikanischen Minks; zudem wird unter der Bevölkerung der Insel die soziale Akzeptanz des neuen „Mitbewohners“ ermittelt. Der Mink ist dort das einzige bodenraubende Säugetier; vor allem die bodenbrütenden Vögel sind daher gefährdet, da sie sich in der kurzen Zeit, seitdem es den Mink auf der Insel gibt, noch nicht an diese neue Gefährdung anpassen konnten.

Wie die Verf. durch umfangreiche Feldexperimente und -beobachtungen feststellen konnte, wagt der Mink sich (noch) nicht in die Brutkolonien der Vögel. Gefährdet sind bislang vor allem einzeln nistende Küstenvögel, die an felsigen Küstenabschnitten ihre Nester in der Vegetation verstecken, darunter v.a. die patagonische Dampfschiffente, eine geschützte endemische Art. Durch ein Experiment mit künstlichen Eiern und Nestgelegen konnte die Verf. nachweisen, dass diese Gefährdung auch alle anderen vergleichbar brütenden Arten betrifft, auch wenn diese nicht eigens untersucht werden konnten. Für die Populationskontrolle des Minks, der ansonsten keine erkennbaren Habitatvorlieben besitzt (d.h. ubiquitär in der Nähe von Gewässern auf der Insel anzutreffen ist), ergeben sich daraus wichtige Hinweise, in welchen Gebieten der Insel der Schutz vor dem Räuber besonders vordringlich ist.

Neben diesen biologischen Aspekten wurden auch soziologische Fragen untersucht und die Meinung der auf Navarino lebenden Bevölkerung über die Verbreitung des Minks mittels Befragungen ermittelt. Dabei ergab sich, dass die Mehrheit des Befragten eine Kontrolle des Exoten befürwortet, jedoch weniger durch Bejagung (wie sie von den chilenischen Behörden bereits aufgenommen wurde) als vielmehr durch Kastration und andere biologische Verfahren.

Die Arbeit zeichnet sich durch ein hohes naturwissenschaftliches Niveau aus. Die Feldforschung erfolgte mit einer z.T. innovativen Methodik; so konnte durch künstliche Nestgelege die Gefährdungslage auch für nicht-beobachtete Spezies ermittelt werden. Die Ergebnisse der Arbeit sind von unmittelbarer Relevanz für das Wildtiermanagement und den Naturschutz auf der Insel. Sie helfen, den Bestand des Mink so weit einzudämmen, dass die auf der Insel lebenden, seltenen Lebewesen wie etwa die patagonische Dampfschiffente in ihrem Bestand nicht gefährdet werden.

Dr. Bernd P. Freymann

Functional Roles of Termites in Savanna Ecosystems

Dissertation in Zoologie an der Universität Groningen/NL, 2009


Die Erforschung der Savannen hat sich lange Zeit auf die großen, „charismatischen“ Säugetiere beschränkt: Löwen, Nashörner, Elefanten prägen das Bild, das die meisten Menschen von der Fauna der Savannenlandschaft haben. Die Rolle der millionenfachen Kleinstlebewesen wie der Termiten für das biologische „Funktionieren“ der Savannen und die Vielfalt der dort lebenden Pflanzen und Tiere wurde bislang kaum untersucht. Diese Lücke füllt die zoologische Dissertation von Bernd Freymann auf eindrucksvolle Weise.

Termiten haben auch heute noch ein „schlechtes Image“, da sie als „Schädlinge“ Gräser, Getreide und Gebäude in Mitleidenschaft ziehen. Diese einseitige Sicht verdeckt die wichtige Bedeutung, die Termiten für die Funktionalität und Biodiversität tropischer Ökosysteme haben und die mit der zoologischen Dissertation von Bernd Freymann erstmals, umfassend und facettenreich experimentell nachgewiesen werden konnte. Die Studie widmet sich dabei dem Ökosystem der Savannen Afrikas, insbesondre der Serengeti. Überraschendes Ergebnis: Die Fruchtbarkeit dieses Naturraumes hängt ganz wesentlich von den – bislang kaum untersuchten – Dekompositions- und Bodenbildungsprozessen ab, an denen die Termiten maßgeblich beteiligt sind.

So konnte erstmals nachgewiesen werden, dass Termiten bei Recycling von Grasstreu, Säugetier-Dung und Säugetierhufen eine bislang unterschätzte Rolle spielen. Die Termiten ergänzen sich bei diesen Dekompositionsprozessen mit den – bereits viel untersuchten – Mistkäfern. Mit Hilfe einer Feldstudie konnte die bislang noch nicht untersuchte spezifische Interaktion zwischen Termiten und Mistkäfer analysiert und dargestellt werden. In einem weiteren Feldexperiment konnte ebenfalls erstmals aufgezeigt werden, dass es klare räumliche wie zeitliche/saisonale Schwerpunkte der Termitenaktivitäten innerhalb der Serengeti gibt. Zudem konnte gezeigt werden, dass diese raum-zeitlichen Zentren von Termitenaktivitäten mit den Zentren erhöhter Säugetierdichte übereinstimmen. Das unterstreicht die Rolle der Termiten bei der Dekomposition des Dungs von Säugetieren. Neu ist auch die Erkenntnis, dass die Termitenhügel für zahlreiche andere Tiere eine immense Bedeutung haben. Sie bilden gleichsam architektonische Zentren für trophische Interaktionen (Essen & Gefressenwerden) zwischen Gliederfüßlern (Arthropoden).

Dies ist nur eine Auswahl der wichtigsten neuen Erkenntnisse, die der Autor über die ökologische Funktion und Bedeutung von Termiten in Graslandgebieten wie der Serengeti über Experimente und Beobachtungen gewonnen hat. Entstanden ist ein Grundlagenwerk auf höchstem wissenschaftlichem Niveau über die Ökologie der Savannenlandschaft und die bislang unterschätzte Rolle der Termiten für die Fruchtbarkeit der Böden dieses bedeutsamen Lebensraums mit hoher Biodiversität.

Simon Grohe

Förderung von Waldumweltmaßnahmen aus dem Fonds zur Förderung der Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) am Beispiel der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe in den Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen

Masterarbeit im Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz der Fachhochschule Eberswalde, 2009

Agrarumweltprogramme sind seit Jahren fester Bestandteil nationaler wie europäischer Agrar- und Umweltpolitik. Anders die Förderung von Umweltmaßnahmen im Wald: Erst in der jüngsten Programmperiode des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER), die für die Jahre 2007 bis 2013 gilt, wurden erstmals Waldumweltprogrammtitel aufgenommen. Und dies obwohl die Wälder knapp 40 Prozent der Gesamtfläche der EU bedecken und neben dem Grünland zu den (potenziell) artenreichsten Biotopen in Europa zählen.


Die Masterarbeit von Simon Grohe stellt zunächst das ELER-Programm und die in ihm an unterschiedlichen Stellen enthaltenen Fördertitel für den Waldnaturschutz vor. Darüber hinaus wird für die beiden Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen die Umsetzung der ELER-Verordnung im Waldbereich nachgezeichnet. Am Beispiel der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe wird aufgezeigt, unter welchen Bedingungen die EU-Waldumweltmaßnahmen von Privatwaldbesitzern genutzt und umgesetzt werden können. Die Arbeit mündet in einem entsprechenden Leitfaden für Waldbesitzer.

Im Zuge der Recherche kommt der Verf. zu dem überraschenden Ergebnis, dass die – finanziell ohnehin schon gering ausgestatteten – EU-Waldschutzprogramme nur in sechs Bundesländern überhaupt angeboten werden. Und davon ist nur in dreien der Länder die tatsächliche Beantragung der Förderung möglich, in den drei anderen stehen noch entsprechende Verwaltungsakte aus oder fehlen die entsprechenden Förderrichtlinien. In Deutschland sind 44 % des Waldes in Privatbesitz, davon sind 57 % der Betriebe mit einer Fläche von unter 20 Hektar ausgestattet. Für diese Betriebe ist der bürokratische Aufwand der Antragstellung zu groß als dass er sich lohnen würde. Insgesamt zeigt sich, dass EU-Waldnaturschutzförderung und ihre nationale Umsetzung in Deutschland kaum in Anspruch genommen wird, was – neben dem hohen Aufwand bei der Antragsstellung (der selbst nicht förderfähig ist) – auch an den niedrigen Fördersätzen liegt.

Insgesamt kommt die Arbeit zu einem eher skeptischen Fazit was die Akzeptanz und Wirksamkeit der bisherigen Waldumweltmaßnahmen betrifft. Der Verf. gibt jedoch einzelne Hinweise, wie die Attraktivität dieses Fördertitels untern den Privatwaldbesitzern erhöht werden könnte. Ein Hauptverdienst der Studie liegt darin, dass sie erstmals eine gute Übersicht über die verschiedenen Umweltschutzprogramme für den Wald auf EU-Ebene und exemplarisch auch über deren länderspezifischen Umsetzung gibt. Sie wertet die entsprechenden Rechtstexte aus und gibt über Interviews mit Sachverständigen und Betroffenen ein anschauliches Bild von den – weitgehend ungenutzten – Potenzialen der Waldumweltmaßnahmen in Deutschland. Vor diesem analytischen und empirischen Hintergrund gibt die Studie von Simon Grohe hilfreiche Hinweise, wie die Waldumweltmaßnahmen in Zukunft attraktiver gestaltet werden können.


Ihr Ansprechpartner für Rückfragen:
Claus Obermeier, Vorstandsvorsitzender
Email: info@umweltstiftung.com
Tel. 089/54212142.

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